19 May
Rezension: Stille Schuld von Gerlinde Friewald

spoilerfreie Zusammenfassung von Stille Schuld

„Nick Stein, Wiens charmantester Ermittler, steht vor einem grausigen Tatort. In einer Villa findet er die Leichen mehrerer Personen vor. Sie wurden unter schrecklichen Bedingungen gefangen gehalten, gefoltert und schließlich gekreuzigt. Einige von ihnen waren schon seit längerer Zeit als vermisst gemeldet – doch was verbindet die Opfer noch? Nick muss tief in die Vergangenheit der Toten eintauchen, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dabei stößt er auf eine Mauer aus Schweigen und Ablehnung, aber auch auf Angst und Schmerz. Bald ist er mit einem Fall konfrontiert, der ihn vor die Entscheidung stellt, seinem Gewissen oder seinem Berufsethos zu folgen" 

Auszug aus: Gerlinde Friewald. „Stille Schuld.“ iBooks.

Nächster Teil enthält milde spoiler zum Inhalt

Nick Stein ist mit einem ausserordentlich brutalen Fall konfrontiert. Die scheinbar wahllos zusammengewürfelten Opfer sind nicht nur  den oben geschielderten Qualen erlegen gewesen, sondern was sehr auffällig erschien, ist der Fakt, dass alle Opfer mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt wurden.
Nach langem Ermitteln findet Stein den gemeinsamen Nenner. Das schon seit langen geschlossenen Kinderheim Rotherburg. Ob direkt oder indirekt alle der Opfer standen in irgendeiner Weise mit diesem Kinderheim zusammen. Nick Stein findet heraus, dass eines der Opfer in der Zeitspanne, in der alle der Opfer etwas mit dem Heim zu tun hatten, sechs neue Kinder ins Heim gesteckt hat. Wie Nick später herausfindet haben diese Kinder mehr als nur eine Sache gemeinsam und auch einen gemeinsames Motiv.

Hier geht es wieder los ohne spoiler und auch mit meiner eigentlichen Rezension.

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen, aber auch nicht zu banal, dass es sich angefühlt hätte, als lese ich eine Kinderbuch. Der Humor hat auch stark dazu geführt, dass sich das Buch sehr angenehm lesen liess. Die Charakteren haben sich nicht zu ernst genommen und waren alle sehr gut erarbeitet. Beispiel folgt: 

„Maria Gutensteiner war 1941 in Wien geboren worden. In Klammern hatte Samantha hinzugefügt: Sie ist 74 Jahre alt.“ (Auszug aus: Gerlinde Friewald. „Stille Schuld.“ iBooks.) Ich mag den unterschwelligen ironischen Ton, der hierbei mitschwingt. Und das Buch ist voll von solchen Sticheleien und auch sonst Galgenhumor. Finde ich echt super, dass sich die Autorin dazu entschieden hat, die Charakteren nicht einfach nur tragisch und viel zu ernst zu gestalten.
Vor allem Nick Stein und seine Assistentin Samanthas rein platonische Beziehung war echt grandios. Locker, lustig und doch seriös, dort wo sie es sein sollte. Sie ermitteln nichtsdestotrotz einen brutalen Mord. Wobei ich gestehen muss, dass mir Samantha manchamel ziemlich auf die Nerven ist mit ihrer Art. Vor allem ihr übermässiger Gebrauch der Englischen Sprache. An alle lieben Autoren: bitte, lasst es, englische Wörter einzubauen oder gar ganze Sätze. Das ist einfach nur *cringe*.
Was mich aber doch ein bisschen gestört hat an Nick Stein ist, dass er von der Autorin ein bisschen zu stark als good guy gepriesen wurde. "[...] er hatte versucht, ihr zu erklären, er könnte sich selbst um seinen Kaffee kümmern.“ (Auszug aus: Gerlinde Friewald. „Stille Schuld.“ iBooks.) Hier eine Textstelle zur Illustration. Sypmathisch, aber auch irgendwie too much.
Nun kommen wir zu den Opfern und den Verdächtigen. Es waren zu viele Personen. Habe mir fast nichts merken können, und war sehr verwirrt. Ca. 5-6 Opfer und genau so viele Verdächtige. Und alle nicht unbedingt einzigartig. Ausser die Wahrsagerin, die war echt gut geschrieben und entwickelt.

Kommen wir nun zum Plot. Ich fand es super, dass der Fokus schwerwiegend auf dem Motiv der Tat lag. Also wir finden die Mörder, indem wir ihre Motive herausfinden und nicht andersherum. Finde ich persönlich immer viel spannender bei Kriminalromanen, da man sowieso nicht einen grossen Bezug zu den Tätern hat.

Und den plottwist, den ich aber nicht so bezeichnen will, da es eigentlich keinen gab, aber im positiven Sinn. Als leser war man eigentlich recht lange sehr Ahnungslos und die Autorin hat auch nicht unnötog versucht, uns in die Irre zu leiten. Lieber keinen Plottwist als einen schlechten, den man aus meilenweiter Entfernung riechen kann. Ich habe tatsächlich eine Lösung in dieser Art noch nie gelesen und fand es sehr gut. 

Was ich mir in Zukunft von der Autorin wünschen würde ist, dass man als Leser doch ein bisschen mehr rätseln kann anstatt, die Lösung einfach serviert zu bekommen. Also mehr Hinweise verteilen in der ganzen Geschichte. „Die Richtigen kamen ins Kinderheim Rotherburg.« Sie wartete keine Antwort ab und zog die Tür zu.“ (Auszug aus: Gerlinde Friewald. „Stille Schuld.“ iBooks.) Zum Beispiel hier, nachdem ich diesen Auszug gelesen habe, war ich Feuer und Flamme und habe mir etliche Theorien im Kopf zusammengestellt. 

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen. 



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